Reiterkorpsführer Alexander Prentki
Kaum zu glauben, aber nachgewiesen: schon kurz nach der Gründung der Prinzen-Garde im Jahr 1906, machte sich das Reiterkorps 1908 selbständig. Die Gruppe trennte sich vom Mutterverein und bildete mit dem Namen “Leibgarde des Prinzen Karneval“ ein eigenes Korps, unter dem Präsidium von Joseph Wildt, der bereits 1909 von Fritz Maaß abgelöst wurde. Wie so oft im Karneval, gab es wohl Meinungsverschiedenheiten über Posten, Finanzen, Darstellung etc. Im Gegensatz zum Fußkorps sah sich seinerzeit das Reiterkorps mehr als Reiterverein und weniger als Karnevalsgesellschaft. Diese Herren betrieben das ganze Jahr über Reitsport, veranstalteten Reiterfeste und setzten sich zum Ziel, neben der Pflege des kölschen Humors, in starkem Maße der Wohltätigkeit zu dienen. Dieses Korps stellte sogar 1908, 1909 und 1911 das Dreigestirn und der Maskenball im Gürzenich wurde von dieser Gruppierung veranstaltet. Aber schon im Jahre 1914 waren Leibgarde und Prinzen-Garde wieder vereint und präsentierten sich als “Prinzen-Garde zu Fuß und zu Pferd“.
Über die Jahre zwischen 1. und 2. Weltkrieg ist nicht viel bekannt – viele Unterlagen fielen den Bomben zum Opfer. Es gab nach der Inflation schwierige Jahre. Erst mit den 30er Jahren füllten sich die Reihen und aktives Gardeleben erwachte wieder, bis es Schwierigkeiten mit den braunen Herrschern gab. Nach dem 2. Weltkrieg fand der erste Rosenmontagszug erst wieder 1949 statt. Erster Reiterkorpsführer war Willy Rahn von 1955 bis 1957. Wir stellen uns das so vor, dass einige gesetztere Herren, des Reitens kundig, – die z.T. beim Militär zur Kavallerie gehörten – sich für den Zug aufs Pferd schwangen um von dort die ersten Kamellen zu verteilen. Vermutlich einzeln! Trotzdem wurden viele Pferde zu dieser Zeit durch den Zug geführt und nicht frei geritten. Ältere Mitglieder berichten, dass die ersten Pferde vom Zirkus Williams stammten. Später lieh man die Päd dann von einem Reitstall in Düren aus.
Nach Willy Rahn wurde in den Jahren 1958 bis 1963 Karl Möller mit dieser Aufgabe betraut. Ihm folgten 1964 Hans Heinz Lehmacher und später 1965-66 Horst Fischer. Bis dahin wurde über das Jahr das Reiten in lockerer Form bei unterschiedlichen Reitställen von den einzelnen Mitgliedern freiwillig betrieben. Erst mit Hans Grah (1967 bis 1973) begann dann der Aufbau eines verjüngten Korpsteils mit regelmäßigen gemeinsamen Reitstunden in einem Stall (Dünnwald). Der Nachfolger Ernst Ludwig Thoratier (langjähriger Kommandant der Prinzen-Garde),
der selbst passionierter Reiter mit der ganzen Familie war, verstärkte dann die Reihen mit jungen Leuten, die als Reiter zum Karneval kamen (1973 bis 1981).
Mit der Zeit wurden auch die Anforderungen des Festkomitees höher, da das Unfall–Risiko nicht von der Hand zu weisen war. Nachweise über die absolvierten Reitstunden wurden von den Reitern gefordert und mußten von den Reitställen bestätigt werden.
Natürlich diente diese Maßnahme sowohl der Sicherheit der Reiter als auch der Zuschauer. Ein glücklicher Umstand führte dann zu einem jungen Reitlehrer im Kölner Reit- und Fahrverein, einem schwäbischen Bauernburschen, dem der Schalk im Nacken saß und der sich bei den Karnevalsreitern wohl fühlte. Er wurde engagiert , bei einem karnevalistischen Reitwettbewerb im Müngersdorfer Reitstadion für die Prinzen-Garde zu reiten. Es dauerte dann nicht mehr lange, bis er 1968 Mitglied der Prinzen-Garde wurde und für die sportliche Ausbildung der Truppe verantwortlich war. Seit 1968 ist die Prinzen-Garde im Reit- und Fahr-Verein Porz–Grengel zu Hause.
Nach dem Tod von E.L. Thoratier im Jahre 1981 fand sich Kurt Glöckner 1982 bereit, den Part des Korpsführers zu übernehmen – mit Unterstützung von Berthold Gehring, dem eingekölschten Schwaben. Diese Zeit hat das Korps durch gemeinsame Aktivitäten, wie Wassersport, Skilaufen und Reisen in viele Länder so zusammengeschweißt, dass sich bei der teilweisen kleinen Mitgliederzahl eine tolle Kameradschaft entwickelte. Die Reiterkorps-Touren wurden zu Highlights, von denen noch nach Jahren geschwärmt wurde. Zu nennen wären u.a. Bad Dürkheim, Budapest, London, Paris, Ibiza, Königswinter, Mallorca (mehrfach), Holland, Prag, Lissabon, München etc.
Durch berufliche Gegebenheiten konnte Kurt Glöckner seine Funktion als Reiterkorpsführer nicht mehr wahrnehmen und so entschied sich das Korps 1986, als Nachfolger Berthold Gehring zu wählen. Diesen Posten bekleidete er 20 Jahre!
Diese Entscheidung war für das Reiterkorps die ideale Besetzung, die zu vorbildlichen Auftritten bei vielen sportlichen und karnevalistischen Veranstaltungen führte. Ein grandioses Beispiel war die gemeinsame Quadrille mit den Reiterkorps aus Aachen, Bonn und Düsseldorf bei der Weltmeisterschaft der Reiter 1986 in Aachen.
Das wohl imposanteste Ereignis war 1993 die Reise ins Hochland von Bolivien, nach La Paz. Über Verbindungen zur Deutschen Botschaft und verschiedenen Wirtschaftsunternehmen vor Ort, nahm das Reiterkorps, verstärkt durch eine Abordnung des berittenen Visbeker Fanfarencorps an einer großen Parade in der Hauptstadt teil. Die Pferde wurden vom bolivianischen Militär gestellt. Ferner repräsentierte das Reiterkorps Deutschland und die Stadt Köln bei einem Empfang der Deutschen Botschaft in La Paz zum Tag der deutschen Einheit am 3.Oktober in vielbeachtetem Maße. Besonders zu erwähnen ist die Teilnahme des Reiterkorps im Jahre 2002 bei den Weltreiterspielen in Jerez de la Frontera, wo die Garde seiner Tollität die Farben Kölns im Umzug durch die Stadt und im Reiterstadion bei der Schlussveranstaltung vertrat. Dies wieder in Gemeinschaft mit dem Reiterfanfarenzug aus Visbek, der seit vielen Jahren auch unmittelbar vor dem Prinzen Karneval im Rosenmontagszug dessen Erscheinen ankündigt. Die Verbundenheit mit den rheinischen Hochburgen des Karnevals dokumentiert auch das jährlich veranstaltete Vier-Städte-Turnier mit der Prinzengarde Aachen, den Bonner Stadtsoldaten, der Prinzengarde Düsseldorf und der Prinzen-Garde Köln.
Dieses Reiterfest wird abwechselnd in einer der Städte ausgetragen und jeder der Vereine bemüht sich, für alle Reiter und Schlachtenbummler ein ereignisreiches Fest zu veranstalten. So kommt keiner zu kurz und am Abend ist der Jubel dann groß, wenn der Wander-Pokal und die Preise für Mannschaften und Einzelreiter vergeben werden. Unser Reiterkorps mit seinen starken Reitern hat schon oft die die Pokale und Preise in die Domstadt entführt, zum Leidwesen der Mitbewerber. Ein Geheimnis der guten Kameradschaft ist das häufige Miteinander beim Sport und bei Geselligkeiten.
Pflichtreitstunden
Monatliche Pflichtreitstunden, Korpsabende und Teilnahme bei Einladungen anderer Vereine, wie Herbstjagden sowie die im Herbst beginnenden Tanzproben bedeuten einen hohen Zeitaufwand für die Mitglieder, dessen sich neue Bewerber bewußt sein sollten, wenn sie sich für das Reiterkorps interessieren. Selbstverständlich sind auch die Teilnahme an den Korpsaufzügen während der Session eine schöne Pflicht.
2007 wurde Hermann Sauer zum neuen Reiterkorpsführer gewählt. Er löste Peter Wagner ab, der die Korpsführung 2006 von Berthold Gehring übernommen hatte, aber aus beruflichen Gründen das Amt wieder aufgeben musste. 2021 wurde Hermann in den Vorstand berufen. Alexander Prentki folgte ihn auf der Position des Reiterkorpsführers.
Alles in allem tun wir ja alles „aus Spaß an der Freud‘!“ und zur Ehre unserer großen Gesellschaft, der Prinzen–Garde Köln, die seit über 100 Jahren besteht und weiterhin eine große Zukunft hat.